Psychodynamische Konfliktdiagnostik- KMK Modell

Zum Erklär-Video auf Bild (Eisberg) oben klicken!

Psychodynamische-Konfliktdiagnostik

Psychodynamisches Denken und Handeln ist eng mit dem Denken in Konflikten verbunden. In der gegenwärtigen psychodynamischen (Konflikt-)Diagnostik kommt der Operationalisierten
Psychodynamischen Diagnostik (OPD-2) dabei eine besondere Rolle zu.
Vielleicht haben Sie sich in Ihrem psychotherapeutischen Alltag schon einmal folgende Fragen gestellt:


– Wie ist eigentlich der OPD-Konflikt genau gemeint?
– Stellt der OPD-Konflikt einen “echten” unbewussten Grundkonflikt dar oder ist dieser nur die sichtbare Spitze des Eisbergs und ist der “wirkliche”

Grundkonflikt auch der gleiche oder ein anderer?
– Welche Rolle spielt in der OPD-Konflikt-Diagnostik die psychogenetische Rekonstruktion, also das theoriegeleitete Rekonstruieren der frühen Kindheit und der darin zu rekonstruierenden Grundkonflikte?
– Wie kann ich die lebensgeschichtlich gewachsenen unbewussten Sinnzusammenhänge in der Konfliktverarbeitung am besten erfassen und beschreiben?

Die OPD ist seit ihrem Erscheinen der Kritik ausgesetzt, psychoanalytische Grundpositionen aufzugeben. Im Bereich der Konflikte bezieht sich die Kritik vor allem darauf, dass das psychogenetisch erworbene unbewusste Konfliktmaterial eben nicht beobachtungsnah operationalisierbar sei, sondern sich erst in der theoriegeleiteten psychogenetischen (Re-)Konstruktion mit ihren biographischen Sinnzusammenhängen ganz erfassen und verstehen lasse. So stehen sich in der aktuellen Diskussion zu diesem Thema zwei Positionen gegenüber:

Psychodynamische-Konfliktdiagnostik
Das eher beobachtungsgelenkte Konflikt-Verständnis der OPD auf der einen und das eher theoriegelenkte Konflikt-Verständnis im Rahmen der psychogenetischen Rekonstruktion (eher traditioneller psychoanalytischer Ausrichtung) auf der anderen Seite. Als ein jüngeres Beispiel für letzteren Ansatz kann die Psychogenetische Konflikttabelle herangezogen werden, welche ich in meinen Fortbildungs-Seminaren seit 2008 schrittweise
entwickelt sowie didaktisch vermittelt habe. Dieses Instrument wurde erstmals im Handbuch Psychotherapieantrag 2013 (1. Aufl.) und dann 2018 (2. Aufl.) im Schattauer Verlag veröffentlicht.
In diesem Handbuch habe ich die oben beschriebenen Fragestellungen breit diskutiert. Diese Diskussion wurde dann in der 2. Auflage des Buches von Boll-Klatt & Kohrs aktuell aufgegriffen, welche ebenso ausführen, dass die OPD-Konflikte keine unbewussten Grundkonflikte im engeren Sinne erfassten, sondern vielmehr »die aus den Grundkonflikten aktualisierten Konflikte des Erwachsenenalters« (Boll-Klatt & Kohrs, 2018, S. 306).


In meinen Fortbildungs-Seminaren Psy-Dak werde ich dabei immer gefragt, ob meine Psychogenetische Konflikttabelle ein konkurrierendes Konfliktmodell zur OPD-Konflikt-Achse sei. Die Antwort lautet: Nein. Beide Modelle ergänzen sich. Über die Jahre hat sich immer mehr der komplementäre Charakter beider Ansätze in der praktischen Anwendung
herauskristallisiert. Zusammen mit meinem Berliner Kollegen Dipl.-Psych. Lars Hauten habe ich 2018 diesen komplementären diagnostischen Ansatz theoretisch ausgearbeitet, und als Komplementäres
Modell Psychodynamischer Konfliktdiagnostik – als „KMK“-Modell – im
Psychotherapeutenjournal publiziert. Diesen Artikel finden Sie zum kostenlosen Download hier.

Der neue Ansatz versteht sich dabei als Lösungsbeitrag, beide Perspektiven in einem Ergänzungsverhältnis zusammenzubringen und zu verbinden. Angestrebt wird die o.g. Synthese der nur vermeintlich unvereinbaren Perspektiven zum o. g. „Komplementären Modell
Psychodynamischer Konfliktdiagnostik“ (KMK).
Mit beiden Augen (Beobachtungs-Auge und Theorie-Auge) sehen Sie das ganze Bild, so dass sich neue Chancen für ein erweitertes psychodynamisches Verständnis ergeben. Das KMK-Modell ist ferner anschlussfähig an die Logik und Gliederung des Antragsbericht. Es stellt einen „Brückenschlag“ zwischen Theoriegeschichte, Erkenntnistheorie und klinischer Praxis dar und versteht sich als Beitrag zur psychoanalytischen Konzeptforschung (Leuzinger- Bohleber & Fischmann, 2006) Als Reaktion auf den o.g. Fachartikel im Psychotherapeutenjournal kam es ab 2019 über Instituts-Einladungen zu entsprechenden Fachvorträgen, in denen der KMK-Ansatz vorgestellt und in Fachkreisen diskutiert werden konnte. Sie interessieren sich für ein Seminar? Im Psychodynamik-/Antrags-Seminar Tag 2 werden die Teilnehmer in die Psychogenetische Konflikttabelle sowie in das Komplementäre Modell unter Berücksichtigung der OPD-Konflikte ausführlich eingeführt.


Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Ingo Jungclaussen.

Hier geht’s zur Übersicht aller bisherigen Blog-Artikel zum Thema Gutachterverfahren und Psychodynamik

Wenn Sie regelmäßig über neue Blog-Artikel dieser Art (inkl. Fortbildungstermine) informiert werden möchten, dann tragen Sie sich hier in den kostenlosen Newsletter ein.

Keywords im Artikel: 

  • Psychodynamische Psychotherapie
  • Konfliktdiagnostik
  • Konflikt, Konfliktachse
  • OPD /Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik
  • Komplementäres Modell Psychodynamischer Konfliktdiagnostik
  • Psychotherapieantrag
  • Bericht an den Gutachter, Gutachterverfahren

 

 

Comments for this post are closed.